Dienstag, 15. Juli 2003

Alte Menschen

Ich mach mir schon sehr oft Gedanken darüber wie es sein muss alt zu sein. Es ist sicher eine extreme Herausforderung damit fertig zu werden: körperlich & psychisch.

Ganz besonders leid tun mir alte Leute, die offensichtlich niemanden mehr im Leben haben, der sich um sie kümmert bzw. man sich nur herablassend um sie bemüht, weil man einfach "muss".

Gestern bin ich noch kurz zu meinen Eltern auf's Land gefahren. Auf dem Weg zur Autobahn, auf der Erdberger Str. Höhe Kardinal Nagel Platz seh ich auf einmal eine alte Frau zusammengefallen auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegen. Die Hände so komisch weggestreckt aber kein Blut. In dem Moment seh ich, dass 3 Leute hingehen und einer schon zum Handy greift. Ich hab' dann trotzdem angehalten und gefragt ob ich was tun kann, aber man sagte mir die Rettung sei schon alamiert und sie würden hier warten. Die Frau hat sich einfach nicht bewegt.

Und ich krieg dieses Bild bis jetzt nicht aus meinem Kopf. Dies alte Frau, die so klein & zerbrechlich & so mitleidserrend & hilflos ausgesehen hat. Und so alleine. Mir hat's das Herz zerrissen und ich hätte mich am liebsten auf der Stelle übergeben. Hab' mir in diesem Moment nur gedacht: meiner Oma kann das zum Glück nicht mehr passieren, sie ist tot.

Und bis jetzt arbeitet in mir der Verdrängungsmechanismus. Nicht daran denken. Und wenn, dann sich einreden, dass das nun 'mal so ist. Aber irgendwie funktioniert das nicht so ganz, wie ich möchte ...
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brigitte - 2003-07-15 08:57

ich überlege mir manchmal auch,

ob das denn der "dank" eines lang gelebten lebens sein kann. irgendwo krank, alleine und mit schmerzen die letzten jahre zu verbringen. natürlich muss es nicht so kommen, aber es kann.

knutschflower - 2003-07-15 09:29

Das mein

ich ja. Kein Mensch kann sagen, wie wir einmal enden werden. Natürlich können wir es uns nicht vorstellen, alt & einsam das Lebensende zu verbringen. Aber das kann schneller kommen als es einem lieb ist.
tuneman - 2003-07-15 08:57

Du hast recht - sowas ist schwer zu verarbeiten.
Ich habe vor inzwischen fast 10 Jahren meinen Opa 'gefunden', wie er mit einem Schlaganfall bewegungsunfähig, geistig aber noch 'voll da' am Boden inm Haus meiner Eltern gelegen ist. Er hat mich mit großen Augen angesehen, wollte mir noch irgendwas sagen - sich von mir verabschieden, aber der Schalanfall hat in seinem Gehirn anscheinend die nötigen Verbindungen gekappt.
Ich überlege noch heute, was er mir noch sagen wollte und es treibt mir immer noch die Tränen in die Augen - ich war sein Schatz und er meiner.

tuneman - 2003-07-11 15:02

oh,

wie sich 'Schicksale' gleichen können...
Aber zumindest haben wir beide uns von unseren Geliebten verabschieden können - wir waren da, als sie uns mehr als alles andere auf der Welt gebraucht haben.
Und vielleicht sehen wir sie ja wieder...
knutschflower - 2003-07-11 15:05

Da hat's was ...

Eintrag von dir am 11.07 um 15:02???? Dachte am 15.07. gegen 10:38 ....
knutschflower - 2003-07-15 09:29

Ich

versteh dich sooo gut!! Und du hast mir gerade wieder Tränen in meine Augen getrieben, denn diesen Blick, den du hier beschreibst, den kenn ich nur all zu gut, siehe hier, falls du das noch nicht gelesen haben solltest.
Eine der schrecklichsten Zeiten meines Lebens ....
tuneman - 2003-07-15 10:46

Ich versuchs nochmal...
Bin mir keiner Schuld bewusst. Vielleicht schraubt wer am 'twoday' - Server rum --> Sierra ?????
PS: Knutsch, Dein Eintrag 'Zeitstempel' in meinem Blog stimmt vom Datum her auch nicht... komisch
knutschflower - 2003-07-15 10:57

Da hat's

Probleme gegeben, glaub ich.
Hab diesen Eintrag heute verfasst und als Zeitstempel steht der 09.07. beim Beitrag ...
Außerdem ist mir ganz schwindelig geworden, weil mein Weblog immer einen Tag nach hinten gewandert ist ...
CrystalSpider - 2003-07-15 11:21

hm....

ich mache gerade ein praktikum im bereich der geriatrie ... es ist schon sehr schlimm, wie nutzlos sich viele alte menschen fühlen, wie traurig ihre gesichter sind, wie elendig ihre augen ... ich würde sie alle am liebsten umarmen und sagen, "hey, ihr seid nicht nutzlos, ihr habt noch euren platz im leben und genießt es .... tut das, was ihr immer schon tun wolltet, ...." ich bin ja sowieso eine immer die ganze welt verbessern wollende träumerin, aber ich denke, gerade bei diesen alten leuten, kann man noch viel tun, man kann ihnen helfen ... man muß sich einfach nur trauen ;-)

knutschflower - 2003-07-15 11:27

Wow!

Find ich toll, was du da machst. Ganz ehrlich.
Während der Schulzeit gingen wir 1x in der Woche in ein Altersheim und haben uns dort mit den Menschen beschäftigt. War wunderbar diese erfreuten Gesichter zu sehen wenn sie uns erblickten.
Ich denke auch, dass es so manchen älteren Menschen weit aus besser ginge, wenn sie sich gebraucht fühlen würden. Oder wenn man sich nur ein wenig für sie interessieren würde und ihnen ein wenig Zeit opfern täte.
wendolin - 2003-07-16 22:25

Also ich nehme mir hier 'mal die Freiheit heraus,...

...ziemlich großkotzig 'was zu sagen, weil: "Ich vom Fach bin" (gleich: ich arbeite in einer geriatrischen Reha-Einrichtung, bin Kranken-Pfleger). Ich meine, daß man eines nicht vernachlässigen darf: mit 80 oder 85 oder 90 (was ja beileibe keine Seltenheit mehr darstellt, "heutzutage") denkt man mit allergrößter Wahrscheinlichkeit anders denn mit 35. Beweis: mit 35 denkt, gleich (auch): empfindet, man anders als mit 18, zum Beispiel. Was einem vor, äh, 17 Jahren wichtig war, ist einem heute wurscht, teilweise - mir zumindest. Und so denke ich, daß einem mit 87 manches auch nicht mehr so pressant ist, wie heute mit 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37.
Auch meine ich, daß "bestimmte Dinge", ja, zum Beispiel Schmerzen, Teil des Lebens sind. Selbstredend soll niemand sinnlos leiden, sprich: wenn eine Linderung möglich ist, soll jeder, der sie benötigt, sie empfangen, aber: alles läßt sich nicht vermeiden/ausschalten/wegsedieren. Und wir sind dafür auch nicht verantwortlich, sozusagen, für den "Lauf des Lebens". Wir können nur tun, was wir tun können - und wir bleiben handlungsfähiger, wenn wir uns nicht über Gebühr mit einem Gefühl von Zuständigkeit, ja, belasten.

knutschflower - 2003-07-16 22:33

Aber eines

kann man nicht abstreiten: das gerade die Einsamkeit den meisten alten Menschen schon sehr zu schaffen macht. Die Kommunikation mit anderen Menschen, die man in der Jugend od. im "mittleren" Alter schätzt, die verliert im Alter sicher nicht an Bedeutung, sonder ich glaube im Gegenteil, sie wird wichtiger denn ja.
Und gerade die Vereinsamung mancher alten Menschen ist das, was mir manchmal wirklich zu denken gibt.

Und zu deinem letzten Satz: Ich hab' eben oft das Gefühl, dass ich mehr tun müsste. Und ich belaste mich wahrscheinlich über Gebühr. Aber es ist soo schwer hier eine ausgeglichene Ansicht zu finden.

Und auch dir möchte ich sagen, dass ich deine Arbeit sehr bewundere!
wendolin - 2003-07-17 22:42

Also...

...jetzt 'mal langsam: ich mach' nur meine Arbeit; eine Arbeit, DIE MIR viel gibt (weshalb ich sie verrichte). Andere "Jobs" haben vielleicht zum Beispiel nichts mit Pippi und Kacki zu tun und scheinen daher manchem "besser" oder "leichter" zu sein, aber: mir macht das einerseits gar nichts aus und ich kann andererseits die bleierne Zeit in Büros nicht 'mal in der Vorstellung mehr ertragen. Mein (Arbeits-)Tag ist sehr schnell vorüber, und ich gehe meistens zufrieden bis sehr zufrieden z'haus; also habe in erster Linie ICH etwas davon, "diese Arbeit" zu tun.

Einsam, even though I might sound very naseweis, sind junge Menschen auch; ich kannte und kenne welche. Sie nähren sich halt nur meist von der Hoffnung, daß morgen alles besser werde, gleich: somebody might come along the way. "Der alte Mensch", diese statistische Erfindung, hat da halt meistens aufgegeben, wiewohl auch ihm manchmal unverhoffte Begegnungen vergönnt sind.
tilak - 2003-07-17 22:57

oldies

es ist gut sich darüber Gedanken zu machen. Was mich besonders ärgert ist die Respektlosigkeit, die so manch Junger den alten gegenüber zeigt. Ich bin immer schon mit wesentlich älteren Leuten zusammen gewesen, weil mein Ex knapp 19 Jahre älter ist. Aber ich war auch gerne mit seinen Eltern zusammen, denn man kann soviel von ihnen erfahren. Sein Vater sprach immer wieder über den Krieg und ich saugte diese Geschichten auf, wie ein Schwamm, denn ich weiß darüber nur, dass was ich gelernt, gelesen oder gehört habe. Aber die oldies sprechen aus Erfahrung. Ich bewundere alle, die für die ganz Alten da sind !
Und: Einsamkeit ist wirklich schlimm, egal in welchem Alter ! Ich war mit 14 das erste Mal einsam.

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